Wie soll die Zukunft der Energieversorgung in diesem Land aussehen?
Wir schalten zwar fröhlich Kraftwerke ab, aber am Zubau von Kapazität der Erzeugung und der benötigten Leitungen hapert es. Versäumnis oder Absicht?
Man muss Letzteres vermuten: Energie soll bewusst verknappt werden. Anders ist die Logik der CO2-Bepreisung nicht zu verstehen. Alle Länder um uns herum setzen daher vermehrt auf Kernkraft, nur wir Deutschen haben (je nach Quelle) in den letzten Jahrzehnten bis zu 1000 Milliarden Euro ausgegeben, um verlässliche Kraftwerke durch zahlreiche, wenig verlässliche kleinere Kraftwerke zu ersetzen.
Kraft des Wassers, Teil 1
Wir haben im Wahlkreis Rastatt/Baden-Baden das Glück schon seit über 110 Jahren auf verlässliche erneuerbare Energiequellen zu setzen. Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach besteht aus insgesamt vier Einzelkraftwerken, die in zwei Bauabschnitten errichtet wurden: In der ersten Phase entstanden so von 1914 bis 1918 das Murgwerk und das Niederdruckwerk. Etwas später kamen das Raumünzachwerk (1921 bis 1923) und das Schwarzenbachwerk (1922 bis 1926) hinzu. Die fünf Turbinen des Murgwerks und die zwei des Schwarzenbachwerks sind gemeinsam im Krafthaus Forbach untergebracht. Zusammengenommen produzieren sie pro Jahr mit einer Gesamtleistung von 71 Megawatt etwa 105 Millionen Kilowattstunden regenerativen Strom aus natürlichen Zuflüssen. Mit dieser Strommenge können rund 42% der Haushalte im Wahlkreis mit CO₂-freiem Strom versorgt werden.
Nach Jahrzehnten des StillstandsPlanung wird das Kraftwerk aktuell um 10 MW Leistung erweitert. Durch den neuen Kavernenspeicher erhöht sich das Speichervolumen des Kraftwerks um 200.000 Kubikmeter – das bestehende Ausgleichsbecken hat ein Nutzvolumen von 204.000 Kubikmetern. Die neue Unterstufe aus Kavernenspeicher und Ausgleichsbecken wird damit über eine Speicherkapazität verfügen, die 7 Stunden Turbinenbetrieb am Stück ermöglicht, wenn Wind oder Sonne fehlen.
Kraft des Wassers, Teil 2
Zweiter wichtiger Standort der Stromerzeugung im Wahlkreis ist das Rheinkraftwerk in Iffezheim. Auf Grundlage eines Vertrags von 1969 zwischen der französischen und der deutschen Regierung wurde vor über 50 Jahren die Rheinkraftwerk Iffezheim (RKI) GmbH gegründet. Seit 2013 erzeugt die fünfte Turbine im Rheinkraftwerk Iffezheim (RKI) Strom. Damit speisen im Rheinkraftwerk jetzt fünf große Kaplanturbinen mit insgesamt 148 Megawatt Leistung erneuerbaren Strom aus Wasserkraft in das Stromnetz ein. Mit der fünften Maschine ist das RKI das größte Laufwasserkraftwerk in Deutschland und versorgt rund nicht nur die verbleibenden 58% der Haushalte im Wahlkreis mit CO₂-freier Energie, sondern es verbleibt Energie für 210.000 weitere Haushalte in anderen Orten.
Insgesamt werden stehen also 219 Megawatt Leistung aus diesen beiden Wasserkraftwerken im Wahlkreis zur Verfügung.
Wind und Sonne
Stand 2023 haben alle Windkraftwerke und PV-Anlagen im Wahlkreis zusammengenommen in etwa dieselbe (Peak-)Leistung wie diese beiden Standorte zusammen. Nur ist diese Leistung eben nicht verlässlich, zu keinem Zeitpunkt ist die volle Leistung verfügbar. PV-Anlagen bringen bei uns durchschnittlich nur 12% ihrer möglichen Leistung. Wind ist glücklicherweise zur Sonne komplementär, bringt aber ebenfalls nur 23% der Leistung an sehr windstarken Standorten wie in den Höhenlagen des Schwarzwalds.
Während sich durch den Preisverfall für PV-Anlagen, z.B. Balkonkraftwerke meistens in weniger als 3 Jahren amortisieren, und deshalb als “No-Brainer” gelten, sieht es mit der Windkraft ganz anders aus.
Leider haben sich Gemeinden wie Gernsbach und Loffenau aus finanzieller Not dafür entschieden unsere Landschaft zu verschandeln. Machen sie also noch letzte Bilder von den Höhenzügen und Wäldern unserer schönen Heimat bevor weitere Windräder die Höhenzüge prägen.
Im Winter drohen uns trotz aller Anstrengungen und Kosten der Energiewende hohe Strompreis durch Dunkelflauten. Warum? Die Haushalte im Wahlkreis sind doch durch Wasserkraftwerke versorgt? Die Haushalte schon, aber kommunale Gebäude und insbesondere die Industrie nicht.

Energiebedarf der Industrie
Der Wahlkreis ist ein bedeutender Industriestandort der Automobilindustrie und deren -zulieferer (Daimler, Bosch, Schaeffler, König Metall, etc.). Insgesamt verbrauchen die Industrieunternehmen im Wahlkreis über 2,3 TWh Energie pro Jahr. Das sind durchschnittlich 261 Megawatt pro Stunde. Unsere beiden großen Kraftwerke alleine könnten diesen Energiebedarf selbst dann nicht decken, wenn alle Haushalte ohne Stromversorgung wären.
Der Hauptenergieträger der Industrie im Wahlkreis ist aber nicht Elektrizität (41%) sondern Gas (50%)!
Wärmebedarf der Haushalte
Dieses Gas nutzen auch 52% der Haushalte, um die Wohnung warm zu haben, daneben heizen rund 30% mit Öl, 6% mit Strom, 6% mit Holz und nur sehr wenige mit einer Wärmepumpe: Trotz aller Verbote aus dem Hause Habeck, trotz aller versprochene Subventionen (welche die Hersteller in die Preise eingebaut haben), trotz aller Predigten!
Dass der Füllstand der deutschen Gasspeicher nun in den kritischen Bereich unter 40% gefallen ist, sollte uns also sehr beunruhigen. Warum berichtet die Presse darüber nicht? Vielleicht ist der Presse die verfehlte Energiewende nach Jahrzehnten der grünen Propaganda genauso peinlich, wie der Bundesregierung, die ihr Ansehen bedroht sieht, wenn man über die Nord-Stream-Sprengung spricht.
Kurzfristige und langfristige Lösungswege
Kurzfristig ist die Gasversorgung zu günstigen Preisen zu stabilisieren, dazu gehört auch das Fracking von Gas im eigenen Land. Auch Gaskraftwerke zur Stromerzeugung sind vergleichsweise günstig und schnell zu errichten, aber haben vom Gaspreis abhängige Betriebskosten. Fracking darf daher nicht weiter verteufelt werden. Mit hohen Energieverlusten beim Transport über die Ozeane in anderen Ländern durch Fracking erzeugtes Gas überteuert einzukaufen zeigt die Doppelmoral der grünen deutschen Politik auf. Der notwendige Einkauf von CO2-Zertifikaten macht den Betrieb natürlich noch teurer und verteuert den Strompreis.
Bessere (kurzfristige) Möglichkeiten sind der Einkauf von Atomstrom aus Frankreich. Für mich ebenso ein Zeugnis der deutschen Doppelmoral: vielleicht sollte man dort neue Kraftwerke planen, anstelle bei uns im Land, wo die Frage der Endlagerung des Atommülls (absichtlich?) zur unlösbaren Aufgabe gemacht wurde (nun: einfach in Bewegung bleiben)? Vielleicht könnte man aber auch das Schweizer Endlager (direkt an der deutschen Grenze) gemeinsam nutzen?
Für den Wahlkreis steht zudem als erneuerbare Energieerzeugung die Möglichkeit der Geothermie zur Verfügung. Hier haben sich die Techniken in den letzten Jahren stark verbessert und die Bohrungen wurden sehr sicher. Wie auch Wasserkraft ist diese CO2-freie Art der Stromstromerzeugung rund um die Uhr verfügbar und hat einen geringen Flächenverbrauch.
Der weitere Ausbau von PV-Anlagen gerät in Schwierigkeiten ohne entsprechende Leitungskapazitäten, deren Ausbau lange dauert und teuer ist. Entsprechend dürfen seit diesem Monat die meisten neuen Anlagen nur mit Abschaltung durch die Stromnetzbetreiber installiert werden. Für Hausbesitzer sind größere PV-Anlagen daher nur noch interessant in Verbindung mit E-Mobilität (“Überschussladen”), sofern ein Fahrzeug tagsüber vor dem Haus stehen kann.
Noch etwas technischer: Geothermisch ist der Oberrheingraben von besonderer Bedeutung: er bietet ideale Vorraussetzungen für hydrothermale Geothermie. Infolge von Grundwasser- Zirkulation, in den angrenzenden Gebirgen Schwarzwald und Vogesen absteigend und im Grabeninneren (aus der wärmeren Tiefe) aufsteigend, finden wir im Wahlkreis eine geothermische Anomalie, also höhere Temperaturen in geringeren Tiefen. Dies ist ein Kostenvorteil für Geothermieprojekte. Die Niederschläge in den Randgebirgen (refill, recharge) garantieren auch eine Nachhaltigkeit der vorteilhaften hydrogeologischen Situation: https://www.geothermie.de/bibliothek/lexikon-der-geothermie/o/oberrheingraben
Anzumerken wäre noch, dass die CDU mit ihrem OB von Mannheim das dortige Gasnetz schon 2035 stilllegen will. Innerhalb von 10 Jahren müssten wir also Ersatz für 50% der Energie in der Industrie sowie 50% der Haushalte sorgen. Ein unlösbares Problem, und eine Idiotie sonder gleichen, da die Infrastruktur der Gasnetze über 100 Jahre mit vielen Milliarden Euro aufgebaut wurde.