Liebe Freunde, mit dem heutigen Bericht verabschiede ich mich auf diesem Blog in die Sommerpause. Die anhaltende Hitze der vergangenen Woche und die in den Mainstream-Medien verbreiteten Narrative haben mich dazu veranlasst, den Klimawandel einmal selbst genauer unter die Lupe zu nehmen.
Immerhin war das auch die Aufforderung von Prof. Dr. Fred Hattermann, gefragter Klimaexperte aus Potsdam, der am 1. Juli 2025 in der Tagesschau sagte “… kuckt Euch doch die Daten an. Also die Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die sehr genau und sorgfältig geprüft werden” (im Video ab Minute 2:08 ).
Gesagt, getan, doch halt…
Ganz so einfach ist das leider nicht. Für die meisten Menschen ist es bislang nahezu unmöglich, sich selbst ein fundiertes Bild auf Basis der historischen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) machen.
So begab ich mich auf einen Ausflug in die Welt der Wetterdaten – und als Ergebnis entstand eine ganz neue Webseite:
Die Seite erlaubt einen präzisen Blick auf das Wetter in Deutschland seit 1951 und liefert nebenbei praktischen Nutzen für andere wichtige Lebensfragen, z.B. wann soll ich meine Reifen wechseln?
Eine kurze Geschichte der Wetteraufzeichnungen
Zunächst einmal: Die systematische und zuverlässige Wetteraufzeichnung gibt es noch gar nicht so lange, wie man vielleicht denkt.
In Deutschland ist das Observatorium auf dem Hohenpeißenberg die älteste Wetterstation mit einer seit 1781 nahezu ununterbrochenen Messreihe. Damals begannen Augustinermönche, das Wetter handschriftlich in Notizbüchern zu dokumentieren.
Zuverlässige Messungen über eine so lange Zeitdauer haben natürlich ihre eigenen Herausforderungen, die auf dem zugehörigen Wikipedia-Artikel ausführlich beschrieben werden. Ein Beispiel:
“Ab 1806, mit der Übernahme der Station durch die Königliche Akademie der Wissenschaften, war der ansässige Lehrer als zweiter Beobachter in der Regel für die Morgenbeobachtung zuständig, während der Pfarrer die Beobachtungen mittags und abends übernahm. Die Beobachtungen, die durchwegs von den Pfarrern durchgeführt wurden, waren gleichmäßiger.” (Abschnitt 1781 bis 1878 im Wikipedia-Artikel)

Heute lässt sich am Hohenpeißenberg ein deutlicher Anstieg der Jahresmittel der Temperatur seit den 1980er-Jahren feststellen – ein Zeitraum, in dem die Messungen automatisiert und professionell durchgeführt wurden. An der Qualität der Daten ab 1980 gibt es daher kaum Zweifel.
Gibt es diesen Trend auch anderswo?
Gute Frage – aber schwer zu beantworten. Denn es gibt kaum Orte mit so langen und lückenlosen Wetteraufzeichnungen wie am Hohenpeißenberg. Leider gibt ein ständiges Hin- und Her von Wetterstationen und nirgends so lange und zuverlässige Zeitreihen wie am Hohenpeißenberg. Beispielsweise gab es in Rastatt nur kurze 2 Jahre (von 1937-1939) eine Wetterstation, die am 8.8.1937 eine Rekordtemperatur von 34.2 °C gemeldet hat.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt selbst:
“Einzelne Stationen geben allerdings noch kein klares Bild der klimatologischen Entwicklung in einer Region oder gar weltweit. Eine einigermaßen verlässliche Zeitreihe der globalen Temperaturentwicklung existiert daher erst ab 1851. […] Zur Berechnung einer relativ gut räumlich aufgelösten Temperaturverteilung in Deutschland liegen erst seit 1881 genügend Stationswerte vor.” (Quelle)
Um Aussagen für ganz Deutschland zu machen wendet der Deutsche Wetterdienst eine bestimmte Methodik an: Alle Messwerte der gerade aktiven Wetterstationen werden in einen gemeinsamen Datenbasis gebracht, um daraus Werte in einem festen Raster zu berechnen. Dies erlaubt auch etwaige Messfehler einzelner Stationen auszugleichen, denn jeder Wert im Raster leitet sich aus mehreren echten Messungen in der Umgebung ab.
Dabei werden topographische Besonderheiten (Berg, Flachland, Nähe zu Gewässern, etc.) berücksichtigt. Insgesamt ein komplexes Verfahren, das dankenswerter Weise von Computern des DWD durchgeführt wird. Und echte Meteorologen wachen über die Qualität der Berechnungen.
Willkommen in der Welt von HYRAS
Das Ergebnis dieses Verfahrens ist öffentlich zugänglich: Der DWD stellt HYRAS-Datensätze bereit – hydrometeorologische Rasterdaten, die u.a. folgende Werte tagesgenau enthalten:
Temperatur (Minimum, Maximum, Mittelwert)
Niederschlag
Luftfeuchte
…und das für jeden Tag seit dem 1. Januar 1951, flächendeckend für ganz Deutschland.
Aber – und jetzt kommt das große „Aber“ – die HYRAS-Daten liegen im Format NetCDF-4 vor. Wer damit nichts anfangen kann (und das betrifft wohl 99 % der Bevölkerung), dem bleibt der Zugang verwehrt. Eine benutzerfreundliche Oberfläche? Fehlanzeige. Trotz jahrzehntelanger staatlicher Finanzierung hat der DWD bislang keine einfach zugängliche Darstellung für historische Wetterdaten entwickelt.
Diese Lücke schliesst nun kurzerhand klima1951.de
Das Wetter in Loffenau seit 1951
Da es in meinem Heimatort Loffenau nie eine offizielle Wetterstation gab, ist dieser Rückblick auf das Wetter der vergangenen 74 Jahre wohl einzigartig:

Am 1. Juli 1952 wurden bereits 35,3 °C ermittelt – Hitze im Sommer ist also nichts völlig Neues. Dennoch zeigt der Trend: Die mittlere Jahrestemperatur ist von 8,3 °C (1951) auf 10,8 °C (heute) gestiegen. Gleichzeitig gingen die Niederschläge im selben Zeitraum von 1270 mm auf 1133 mm zurück – ein Minus von 140 Litern pro Quadratmeter.
klima1951.de funktioniert natürlich nicht nur für Loffenau, sondern prinzipiell für alle Orte in Deutschland. Aktuell sind rund 50 Orte verfügbar – bei genügend Interesse werde ich das Angebot auf alle 11.000 Gemeinden ausweiten.
Nun schulde ich ihnen aber noch die Antwort auf die wichtige Lebensfrage: Wann sollte ich meine Reifen wechseln? Zumindest für Loffenauer gibt es nun eine definitive Antwort.

Die Klimastatistik für Orte auf klima1951.de gibt Auskunft. Wir orientieren uns an den ersten und letzten Frosttagen im Jahr: Wer Mitte April auf Sommerreifen und Ende Oktober auf Winterreifen wechselt, ist zumeist gut beraten. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, der wechselt erst Ende Mai auf Sommerreifen und dafür schon Ende September auf Winterreifen. Dazwischen liegen - Gott sei Dank - die frostfreien Tage (zumindest in den letzten 74 Jahren).
Mit dieser Erkenntnis wünsche ich ihnen, liebe Leserinnen und Leser, schönen und entspannten Sommer! Über einen Besuch auf klima1951.de würde ich mich freuen.
PS: Bei großer Hitze gilt wie immer: Schatten suchen und viel trinken! 🥤☀️
Danke lieber Raphael, für die aufschlussreiche Analyse 🤸🏻♂️